Lago Tremorgio
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Ich starte bei der Autobahnraststätte in Piotta. Auf Nebenstrassen gelange ich verkehrsfrei bis nach Ambri. Unmittelbar beim Eisstadion Valascia vom Eishockeyverein HC Ambri-Piotta beginnt der Aufstieg hinauf nach Giof. Zuerst kurz auf einer Schotter-Waldstasse führt ein schmales Teerband hinauf zum kleinen Dörfchen Giof. Die Steigung ist schön gleichmässig und die Strasse hat fast kein Verkehr. Der Aufstieg ist fast alles im Schatten. Jetzt im September mag die Sonne hier im Nordhang nicht mehr über den Horizont der hohen Tessiner Berge.
Ab Giof ist die Unterlage abwechselnd Schotter und Teer. Via Cassin und Piano di Rosserora gelange ich nach Pian Mott. Ab Giof bis zum Ende der Fahrstrasse ist mir kein Auto mehr begegnet. Hier beim Forsthäuschen ist die Ruhe perfekt und ich mache spontan ein Nickerchen.
Nach der kleinen Pause beginnt der Singletrial welcher ich noch bis 1900 Meter meist fahrend bewältigen kann. Die nächsten 100 Höhenmeter muss ich dann Bike tragend bewältigen. Der Weg ist hier Steil und ich benötige für Tragen ca. 15-20 Minuten. Zu meiner Überraschung kann ich die folgende Strecke bis Brusada bei der Alpe Tremorgio fast durchgehend alles fahrend bewältigen. Super. Hier habe ich gemäss Landkarten Studium mit einigen Schiebepassagen gerechnet.
Bei Brusada liegt dann mein heutiges Ziel der tiefblau Lago Tremorgio zu meinen Füssen. Etwa 200 Höhenmeter unter mir breitet sich der annähernd runde natürliche Bergsee friedlich aus. Deshalb mache ich bei Brusado einen längeren Stopp und meine Augen saugen gierig die fantastische Landschaft auf. Angeblich soll der kreisrunde Bergsee Lago Tremorgio durch einen Meteoriteneinschlag entstanden sein. Könnte ja sein, oder auch nicht? Wer weiss das schon genau?
Die Abfahrt runter zur Alp Tremorgio an den Lago Tremorgio hat es dann in sich. Der Singletrail ist anspruchsvoll. Die schmalen Wege sind äusserst tief teilweise ausgewaschen. Es brauch meinen vollen Einsatz um hier einigermassen fahrend runter zu kommen.
Am idyllischen See unten, am Lago Tremorgio bin ich zu meinem Erstaunen "Mutter-Seelen-alleine". Ich geniesse es. Das ist für mich Lebensqualität!
Als ich genug Berg-Seeluft geschnuppert habe, fahre ich zur nahen Capanna Tremorgio hoch, welche etwas erhöht am nordöstlichen Ende vom Lago Tremorgio steht. Dort bestelle ich mir einen heissen Kaffee. Auch hier bin ich der einzige Gast. Mit der Bedienung der Hütte entsteht ein nettes Gespräch > Ich kann nicht italienisch und Sie kann kein Deutsch sprechen...;)
Gespannt mache ich mich dann auf die Abfahrt. Und die Abfahrt hat es wahrlich in sich. Die ersten 100 Höhenmeter sind äussert ruppig. Ich kann nur wenig fahren. Die Strecke hier ist steil, felsig und feucht und deshalb zu anspruchsvoll oder einfach zu gefährlich wenn ich hier stürzen würde. Der heute teilweise recht feuchte Untergrund hier vermittelt eher ein ungutes Gefühl.
Dann wird der Wanderweg eher fahrbarer. Aber auch hier zwingen mich ab und zu wieder kurze schwierige Stellen zum absteigen und einige Meter zum runter schieben.
Je weiter ich runter komme je schöner wird der Singletrail.
Bei Sasseli hatte ich eigentlich geplant, dem Wanderweg direkt nach Ambri zu folgen. Aber schon nach ca. 20 Meter versperrt ein umgefallener Baum den Weg. Scheint mir deshalb nicht unbedingt eine gute Wahl. Deshalb wähle ich den direkten Wanderweg runter nach Fiesso.
Das entpuppt sich als sehr gute Entscheidung. Der folgende Singletrail ist durchgehend fahrbar. Es folgen sogar einige fast richtige flowige Abschnitte.
Der Singletrail spuckt mich dann bei Fiesso Sopra wieder aus.
Ich fahre hinunter nach Fiesso. Unter dem Dorf Fiesso fahre ich kurz auf einem Wanderweg und überquere dann dort den Ticino Fluss. Auf Nebenstrassen gelange ich dann via Varenzo, Quinto an den idyllischen Laghetti Audan. Hier am kleinen "Audan Seeli" bleibe ich eine ganz Weile und entspanne mich, bis die Sonne endgültig am Horizont verschwindet. Dann, ich sitze wieder auf's Bike. Und es geht zurück nach Ambri.
Ab Ambri fahre ich die gleiche verkehrsarme Strecke wieder zurück nach Piotto zur Autobahn-Raststätte, wo ich am morgen gestartet bin.
Herrlich war’s. Obwohl die Strecke recht hart war, hab ich heute einen wirklich tollen und aussergewöhnlichen Mountainbike Tag erlebt.
22. September 2011
cu RedOrbiter