Gemmipass
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Heute ist Montag, und deshalb ist der ideale Tag um den Gemmipass zu überqueren. Hab’s mir schon lange vorgenommen - Samstag und Sonntag wollte ich da oben nicht sein wegen den vielen Wandersleuten.
Siehe auch Zitat aus der Website Kandersteg:
"Über den alten Gemmiweg. Total Marschzeit 6 Std. 50 Min. Meistbegangene Passroute vom Berner Oberland ins Wallis."
Ich starte 9:41h im Dorf Kandersteg auf knapp 1200müM. Es ist kühl, wenn wunderts - es ist fast schon anfangs November. Deshalb werden sofort beim Start die Beinstulpen angezipt. Wahrlich - der goldene Oktober 2005 neigt sich dem Ende zu.
Zuerst lockeres Einfahren am kleinen Fluss Kander entlang. Über die Chäsmilchbrücke, und später auf der Hauptstrasse bis Eggeschwand wo die Talstation der Luftseilbahn hinauf nach Sunnbüel steht. Es hat recht viele Autos dort. Entgegen meinen Erwartungen werde ich heute wohl trotzdem mit vielen Wandersleuten zu kämpfen haben. Weiter oben sehe ich dann, das die Seilbahn ohne Leute und sehr langsam fährt. Später erfahre ich das die Seilbahn Revision hat und nicht in Betrieb ist. Auch gut! Nach Eggeschwand verzweigt sich die Strasse Rechts Richtung Üschene, Links Richtung Gastertal - Ich jedoch fahre geradeaus in den alten Säumerweg hinauf Richtung Stock/Gemmipass. Dieser Säumerweg in die steile endlos scheinend lange Rampe. Zuerst will ich ehrgeizig fahrend im Sattel hochfahren. Doch schon bald merke ich das dies zu steil ist. Also steige ich ab und schiebe auf dem schmalen Kiessträsschen hoch. Beim Schieben verpuffe ich weniger Kräfte als beim krampfhaften Versuch zu fahren. Es geht immer steil und ohne grosse Erholung schiebend über unzählige Kurven und Kehren durch Arvenwald und entlang von Felsen und Steinabbrüchen hoch. Nur kurze Abschnitte vermag ich zu fahren. Der ganze Anstieg von Eggeschwand bis Stock dauert so ca. eine Stunde und 15 Minuten.
Ab Stock wird es flacher und ich steige wieder in den Sattel. Zuerst noch durch herbstlichen Arvenwald, dann wieder ansteigend hinauf nach Spittelmatte/Sunnbüel. Hier oben öffnet sich das Tal und die weite Hochalp Spittelmatte erscheint vor meinen Augen. Gemütlich durchfahre ich die Alp und geniesse die Ruhe durch das einsame Hochtal. Unbemerkt hab ich bei Spittelmatte die Grenze Bern/Wallis überquert. Hier oben begegne ich heute auch den Ersten zwei Wandersleuten. Diese sind ungewöhnlich flott unterwegs hinauf Richtung Gemmi. In der Folge liefere ich mir mit Ihnen ein Duell bis hinauf zum Daubensee. (Ich gewinne trotz einiger Fotohalte ganz knapp - dafür machen Sie oben dann ein Foto von mir.) Nach der Spittelmatte bei den letzen Arven geht’s wieder steiler bergauf, alles im Sattel auf guter Schotter-Unterlage. Immer wieder mache ich kurze Stopps um einige Fotos zu machen. Nach dieser Talstufe wird’s nochmals flach bis zum Hotel Schwarenbach. Das uralte Hotel ist zu meinem Bedauern jedoch geschlossen. Also geht's weiter. Eine weitere Talstufe der Seestutz ist zu nehmen und ich stehe oben am Daubensee. Der See hat nicht viel Wasser, der sonnige Oktober 2005 lässt grüssen. Unter dem Schafberg, links entlang vom Daubensee geht’s jetzt noch bei gut fahrbarer Steigung den Schlussaufstieg hoch bis zum Gemmipass. Hier oben am Gemmi hat es jetzt doch einige Rotsocken unterwegs. Auf dem Gemmi geniesse ich zuerst die herrliche Aussicht und mache einige Fotos. Die weissen Walliser Bergriesen wie Matterhorn Weisshorn oder Dent Blanche sind zu bestaunen. Das verdiente Mittagessen nehme ich im Panorama-Restaurant Wildstrubel ein. Das Menu schmeckt wirklich vorzüglich.
Jetzt kommt das eigentliche Highlight dieser Tour - die Abfahrt vom Gemmipass hinunter nach Leukerbad.
Vorweg: alles Fahren ist schlicht unmöglich für den ONB (Otto-Normal-Biker). Selbst Pros werden um Schieben nicht herumkommen.
Die Strecke ist von oben überaus spektakulär anzugucken. Elegant windet sich der alte Gemmiweg entlang der Felswände einen Pfad in die Tiefe.
Da Spätherbst ist und der Wanderweg schon auf Winter umgestellt und so sind alle Sicherungsseile schon demontiert. Ein Sturz hier wäre fatal - der freie Fall wäre ja vielleicht noch angenehm, wenn die Landung nicht wäre... Trotzdem gibt es immer wieder fahrbare Abschnitte.
Es hat heute sehr wenige Wanderer hier unterwegs. Die Saison für Alpine Wanderungen ist scheinbar vorbei. Dadurch kann ich die "Gemmi Wanderung" ausgiebig geniessen.
Am untern Ende des Gemmiweg hat es wieder die typisch gelborange leuchtenden Arven die den guten Schotterweg bis nach Leukerbad säumen.
Ich kurve ins Dorf Leukerbad hinein wo es von Touris nur so wimmelt. Kurz ein Erfrischung und in Leukerbad hält mich nichts.
Von Leukerbad fahre ich mit hohem Tempo alles auf der kurvigen Teerstrasse hinunter nach Inden und weiter bis nach Leuk. Die Strasse führt unmittelbar bei den riesigen Satelliten Antennen der Satellitenbodenstation Brentjong vorbei inmitten der spätherbstlichen gelb leuchtenden Weinrebbergen.
Ganz unten am Talboden bei Susten biege ich am Kreisel links ab und fahre zum danebenliegenden Bahnhof Station Leuk ab.
Am Bahnhof von Leuk kaufe ich mir ein Bahnticket nach Kandersteg und kurz darauf kommt schon der Zug. Mit dem Regio Zug geht's bis Brig. Dort muss ich umsteigen mit einer Wartezeit von 30 Minuten. Ich gönne mir deshalb im Dorf Brig ein Kaffee. Danach fahre ich mit einem IC hinauf nach Goppenstein und durch den Lötschbergtunnel zurück nach Kandersteg.
cu RedOrbiter
www.Trail.ch 31.Oktober 2005