Mountainbiketour Pass da Costainas Passo di Slingia (Schlinigpass) Val d'Uina Schlucht Graubünden Costainaspass Schlinigpass  



Mountainbiketour: Scuol - Pass da Costainas - Santa Maria - Passo di Slingia - Val d'Uinaschlucht

Schloss Tarasp Unterengadin
Schloss Tarasp / Unterengadin
(Graubünden)

Wappen Schweiz Schweizerkreuz Flagge Fahne Landkarte Schweiz mit Kanton Graubünden Graubünden Fahne Wappen Kanton
Mountainbiketour:
Scuol - Pass da Costainas - Santa Maria - Passo di Slingia - Val d'Uinaschlucht
Bilder: Biketour Costainaspass Schlinigpass Tourenbeschreibung:
 



Alp Astras
Blick zur
Alp Astras


Mühle im Dorf Schling
Mühle beim Dorf
Schlinig (Italien)



Piz Sesvenna
Piz Sesvenna


Röhre Val 'Uina Schlucht
Röhre der
Val d'Uina Schlucht



Val d'Uina Felschenschlucht
Val d'Uina Schlucht
Felsenweg



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©Photos by René Hugi


 


Biketour über den Pass da Costainas und den Passo di Slingia/Schlinigpass (I)

Tourenbeschreibung:

Während meiner Herbstferien im Unterengadin unternahm ich diese von landschaftlichen Reizen geprägte 87 km lange Tour. Von meinem Feriendomizil Tarasp, wo ich um 10.30 Uhr startete, führte mich die Route via den Weiler Avrona und einem steilen Abstieg über die Hochwasser führende Clemgia-Schlucht ins schöne Val S-charl. Bereits auf den ersten Metern vom Ferienhaus weg stellte ich fest, dass die Schaltung am Bike, welches in der Woche zuvor beim «Schrauber» im Service war, nicht optimal funktionierte. Die neue Kette sprang unablässig das Ritzelpaket rauf und runter. «Wes de nid geit, muesch haut de eifach es Vierteli drääije» gab mir der gute Mann mit auf den Weg. Total genervt vom ewigen Ruckeln der Pedale, wünschte ich ihn ins Pfefferland. Irgendwie schaffte ich es während dem Fahren endlich die Schaltung so einzustellen, dass sie ohne zu Rucken und ohne Schleifen am Umwerfer, welchen ich dummerweise in der Hitze des Gefechts selbst verstellt hatte, ihre Arbeit tat. In S-charl, wo ja bekanntlich 1904 der letzte Bär in der Schweiz erlegt wurde und bis im 18. Jahrhundert Erz abgebaut wurde (Eingangs des Dorfes sind noch einige Ruinen aus dieser Zeit zu sehen), war nicht zu übersehen, dass die Grünröcke Saison hatten. Beinahe bei jedem Haus lag ein erlegter Hirsch, schön drapiert mit dem unvermeidlichen Tannenzweig im Mund, auf einem Anhänger oder auf der Ladebrücke eines Autos.

Eine gute Naturstrasse führt mit angenehmer Steigung talaufwärts, vorbei an Wanderern, welche auch vom herrlichen Wetter profitierten und zu Fuss in Richtung Nationalpark unterwegs waren. Bis zur Alp Astras auf 1900 m gelegen, konnte ich in der Folge etwas von der verlorenen Zeit wettmachen. Unmittelbar nach der Alphütte begann - glücklicherweise nur für wenige Meter - das von mir nicht besonders geliebte «Muttefräse» (fahren auf Gras). Nach drei kleinen Bachpassagen folgte der praktisch menschenleere Singeltrail durch ein Legföhrenwäldchen und über tief ausgetretene Wiesenpfade hinauf zum Pass da Costainas (2251 m). Nach zwei Stunden Fahrzeit hatte ich gerade mal «lumpige» 25 km zurückgelegt!

Nach einer kurzen Verpflegungspause nahm ich die im obersten Teil verblockte Abfahrt in Angriff. Mit der «Sänfte» ein wahres Vergnügen! Die heikle Passage nötigte zwei deutsche Biker abzusteigen. «Mensch ist das aber steil hier!». Zu mehr als einem flüchtigen Hallo meinerseits reichte es nicht, denn die Passage verlangte volle Konzentration. Bald war das steile Stück Geschichte und auf gutem Schotterweg passierte ich das Örtchen Lü. Auf einem schmalen, asphaltierten Strässchen ging es weiter ins Tal hinunter nach Lüsai und Sta. Maria. Eine knappe halbe Stunde nachdem ich auf dem Pass da Costainas losgefahren war, fuhr ich bereits in Mùster beim italienischen Zoll vor. (Anmerkung: aus zeitlichen Gründen fuhr ich bis Laatsch auf der Hauptstrasse) Angesichts der kommenden Strapazen verpflegte ich mich recht ausgiebig mit High Five und Bananenriegeln. Bis Laatsch im Vinschgau ging die Fahrt in Wellen, immer noch weiter hinunter auf 1000 m über Meer. Vorgesehen hatte ich den Anstieg zum Passo di Slingia von Mals aus, vorbei am Kloster Burgeis bis zum Weiler Schlinig auf einer geteerten Strasse. Was mich jedoch bewog bereits in Laatsch, dem Wegweiser «Schlinig» zu folgen, ist mir im Nachhinein ein Rätsel. Kurz und Gut, wie ich die letzten Häuser hinter mir gelassen hatte, ging es so richtig zur Sache. Die Forststrasse war steil und der Untergrund so lebendig, dass Anhalten einen längeren Marsch bedeutet hätte. Serpentinenartig schraubte sich der Weg im Wald unaufhaltsam in die Höhe. Nach ca. 30 Minuten und leicht brennender Oberschenkelmuskulatur endlich ein winziges flaches Stück Weg. Das Panorama war enorm und entschädigte den einsamen Kämpfer. Der Blick schweifte links in Richtung Reschenpass und rechts in Richtung Schluderns und Ortler.

Nachdem die Aussicht genossen und fotografiert war, fasste ich neuen Mut und kurbelte tief über den Lenker gebeugt, weiter hoch. In Gedanken versunken erfasste ich aus den Augwinkeln Wegweiser, welche mich aus meiner Lethargie rissen. Es waren Wegweiser zu bewirtschafteten Alpen, nur jenen zum Weiler Schlinig, den konnte ich nicht finden. Plötzlich beschlichen mich Zweifel, ich hatte das dumpfe Gefühl bereits zu hoch und in die falsche Richtung gefahren zu sein. Ohne das nötige Kartenmaterial und keine Menschenseele weit und breit, wird man bald einmal unsicher. Also Entschloss ich mich die mühsam erklommenen Höhenmeter wieder zu vernichten und zur nächsten Weggabelung hinunter zu fahren. Rein zufällig sah ich dann etwa 30 Meter von der Kreuzung entfernt einen Wegweiser an einem Baum. Und dieser zeigte mir wo’s lang ging. Bald folgte der Weg einem Bachlauf, gleichsam in der Vertikalen und oben, weit oben glaubte ich Häuser zu erkennen. Die Beine vom harten Trail schwer wie Litfasssäulen, erreichte ich den Weiler Schlinig. Zunächst erstaunte mich der Rummel welcher in und um den Weiler herrschte. Überall parkten Stahlkarossen, es war kein freier Platz auszumachen. Bis zur ersten Hütte auf der äusseren Alp, auf mehrheitlich ebener bis leicht steigender Strasse flanierten Sonntagsspaziergänger. Ich war schon etwas spät dran, deshalb fuhr ich ohne Halt weiter über die innere Alp, hoch zur Sesvenna-Hütte. Bald aber hatte es sich ausgefahren nicht etwa weil, wer sein Bike liebt, der schiebt, sondern weil Fahren ein Ding der Unmöglichkeit war. An die 25 Minuten schob und trug ich mein Bike über die steile Rampe, die ca. 200 Höhenmeter bis hinauf zum Wasserfall. Der Weg wurde wieder fahrbar und bald erreichte ich die alte Pforzheimer Hütte.
Von der Sesvenna-Hütte tönte fröhliches Lachen und alpenländische Musik herüber. Die auf der Terasse sitzenden Gäste genossen die letzten Sonnenstrahlen. Für diese Idylle hatte ich keine Zeit. Die länger werdenden Schatten drängten mich zur Eile, noch lagen beschwerliche Kilometer vor mir. Die frisch verschneite Moorlandschaft (Naturschutzgebiet) mit dem morastigen und steinübersäten Trail zur Passhöhe auf 2309 m verhinderte ein zügiges Vorankommen. In der schier endlosen Einöde kam mir ein Biker aus dem Val d‘ Uina entgegen. Kurzer Halt und fragen nach dem Wohin? Ein verwitterter, hölzerner Wegweiser zeigte zur «Schweizer Staatsgrenze». Nach dem Passieren eines ebenso verwitterten Drehkreuzes stand er plötzlich da; der erste gelbe Wanderwegweiser: «Sur En 3 Stunden». Ein Ruck ging durch meinen Körper, na also, weg war die Müdigkeit! Es folgte ein Downhill auf schmalem Trampelpfad bis zum Eingang der imposanten Uina-Schlucht, welche zu den absoluten Traumtouren für Biker zu zählen ist (zur Geschichte der Schlucht und der Röhre gibt es einen Link).

Der Blick aus der niederen, halben Röhre in die tosende Schlucht ist der Lohn für den Aufstieg und war das absolute Highlight des Tages. Dann und wann wagte ich auf dem ausgesetzten Weg, teilweise ohne Geländer oder Sicherungsseil zu fahren. Wenn ich es für richtig hielt stieg aber ohne zu zögern ab, weil hier Fehler absolut tödlich sind. Ich tastete mich durch zwei kurze, finstere und nasse Tunnels und gelangte schliesslich ans Ende der Schlucht. Eine letzte Tragepassage über eine Geröllhalde hinunter und ich befand mich sozusagen wieder auf bekanntem Gelände, denn das Val d’Uina hatte ich im letzten Jahr bis zu dieser Geröllhalde erkundet. Durch einen kleinen Lärchenwald und Wiesenweg fahrend erreichte ich schnell die Alp Uina Dadaint auf 1800 m über Meer. Im Eilzugstempo und hart am Limit, sauste ich die steilen Rampen durchs Val d’ Uina hinunter. Bevor sich die Uina bei Sur En in den Inn ergiessen kann, wird die Schlucht bei Chazotla noch einmal sehr eng. Auf dem Engadiner Bikeweg kehrte ich via Pradella nach Scuol zurück.
Nun wartete noch das Dessert in Form von 270 Höhenmetern hinauf nach Tarasp auf mich…


René Hugi



Kurzinfo Scuol - Pass da Costainas - Santa Maria - Passo di Slingia - Val d'Uinaschlucht
Distanz:

Distanz: 87 km

Höhenunterschied: Höhenunterschied: 2470 m
Zeit: Zeit: Reine Fahrzeit 7.30 h
Spezielles:

Wissenswert: Die Abfahrt von Avrona in die Clemgia-Schlucht ist mit einem Fahrverbot belegt.

Landkarte:

Karten: 1199 Scuol und 1219 S-charl beide im Masstab 1:25 000
vom Bundesamt für Landestopografie

Campingplatz:

Sur En

Streckenverlauf:

Streckenverlauf: Start in Scuol, Eishalle Gurlaina 1197 m – Vulpera 1280 m – Chants – Kreuzberg (Antennen) 1483 m – Avrona 1449 m – Clemgia-Brücke 1370 m – Plan da Funtanas 1401 m – Einmündung in die Strasse nach S-charl bei Pt. 1493 m –S-charl 1810 m – Alp Astras 1900 m – Pas da Costainas 2251 m – Lü – Lüsai – Valchava – St. Maria 1375 m – Mùster 1248 m – Taufers – Laatsch 1000 m – Schlinig 1738 m – Pso. di Slingia 2309 m – Alp Sursaas 2186 m – Uina Dadaint 1783 m – Uina Dadora 1499 m – Sur En 1121 m – Pradella 1172 m – Eishalle Gurlaina

Links: www.Seilschaft.it/uina pforzh geschichte.htm
www.mountainbiker.it
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