Bosco Gurin / Capanna Utoe Grossalp
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Mein heutige Tour führt mich ins Maggiatal. Genauer fahre ich in ein Seitental vom Maggiatal, ins Valle di Bosco Gurin.
Die Tour würde eigentlich in Cevio im Talgrund vom Maggiatal beginnen.
Ich schenke mir jedoch die ersten 10 Spitzkehren und starte im Dorf Linescio. Die gestrige anstrengende Tour lässt grüssen...
Obwohl auf Asphalt wären auch diese 250 Höhenmeter absolut lohnend.
Ich starte also im schmucken Dorf Linescio. Es folgt eine nur leicht steigende Strecke bis Collinasca. Ideal zum einfahren.
Bei Collinasca geht es in einer weit ausladenden Kurve hinauf nach Cerentino. Merklich beginnt die Strasse mehr zu steigen.
Beim Brunnen im Dorf Cerentino 980m halt ich kurz meinen Kopf unter den Wasserhahnen vom Dorfbrunnen. Diese Abkühlung tut echt gut.
Bei der Strassen-Verzweigung im Dorf wähle ich die rechte obere Strasse welche nach Bosco Gurin signalisiert ist.
Via Chiesa fahre ich hinauf nach Corino. Ab Corina beginnt die Strasse langsam merklich steiler zu werden. Ich muss einen Gang kleiner schalten.
Jetzt ist es eine richtige Fleissleistung hinauf bis Bosco Gurin. Hier wo es teilweise Windstill ist, drückt die Hitze. Der Verkehr beschränkt sich auf vereinzelte Autos die hier unterwegs sind. Sogar ein Postauto verkehrt hier. Mir ist schleierhaft wie das Postauto die Kurven zwischen Cevio und Linescio beim Abzweiger ins Maggiatal meistert. Ich hab dort beim rauffahren erlebt das ein vor mir fahrender (wohl nicht sehr routinierter älterer Fahrer) die Kurven erst im zweiten Anlauf meistern konnte.
Das ausgesprochen schmucke Dorf Bosco Gurin lädt mich zum Verweilen ein. Wirklich lohnend dieses Dorf ein wenig zu erkunden.
Hier wird Deutsch gesprochen. Bosco Gurin ist die einzige Gemeinde im Tessin wo Deutsch die offizielle Sprache ist. Die meisten Bewohner sind jedoch zweisprachig (Deutsch/Italienisch). Gemäss der Geschichte ist Bosco Gurin eine uralte Walsersiedlung. Die Walser sollen vom Formazzatal/Valle Antigorio über die Guriner Furka ins Valle di Bosco Gurin eingewandert sein.
Ich habe eigentlich heute nur vorgehabt bis Bosco Gurin hochzupedalen. Da jedoch der Schnee augenscheinlich auch oben auf der Grossalp dahingeschmolzen ist, beschliesse ich meine Tour zu erweitern.
So trete ich erneut in die Pedalen, denn mein neues Ziel ist die Capanna Utoe Crossalp. Gleich hinter Bosco Gurin geht's fast flach, vorbei an der Talstation Boda der Wintersportanlage auf schmaler Teerstrasse in Richtung Zum Schwarza Brunna. Dort bei Pkt. 1529 biege ich rechts ab und passiere die geschlossene Barriere. Jetzt auf Naturstrasse bei gleichmässiger Steigung auf gut fahrbarer Unterlage schraube ich mich langsam höher. Der Lärchenwald wird langsam lichter. Im Spätherbst sicher ein gigantischer Anblick wenn dieser lose Lärchenwald Goldgelb leuchtet. Nur noch zwei kleine Schneefelder an der Strecke sind vom Winter noch übrig, welche jedoch am Rande fahrend problemlos gemeistert werden können. Schon bald erreiche ich die Grossalp. Die letzten 20 Höhen Meter heisst es noch den Wanderweg hochschieben zur Capanna Grossalp UTOE und ich sitze schon in der Gaststube. Bis hier hinauf hatte ich ca. 2:30 Fahrzeit. Ich bestelle ein "Kaffee grande". Der sehr freundliche Gastwirt bringt mir einen Krug welche mit Instant Kaffe gefüllt ist, da der Kaffeeautomat nicht in Gang zu bringen ist.
Der Hüttenwirt berichtet mir, das heute die Hütte für die Sommersaison eröffnet wurde und ich der erste Gast sei. Ich bin mächtig stolz auf mich... ;)
Nach etlichen Tassen später und für schlappe 3.50 Fr. gestärkt mit heissem Kaffe mache ich mich auf die folgende Abfahrt. Der Hüttenwirt hat mir per Internet noch den Wanderweg auf Karte herausgesucht und gezeigt, welche meine Abfahrtspiste sein wird. Hier an dieser Stelle sage ich einfach mal DANKE. Ich muss gestehen ich war ohne Karte hier oben unterwegs da ich eigentlich nicht damit gerechnet habe so hoch hinauf zur radeln...
Die folgende Abfahrt hinunter nach Bosco/Gurin fahre ich alles auf auf dem Wanderweg runter. Der Trail ist anspruchsvoll und mit technischen Finessen gespickt. Mir gefällt es. Bei einigen Stellen muss ich auch kurz absteigen und schieben. Bosco Gurin umfahre ich diesmal unten rum. Kurz unter Bosco Gurin steche ich rechts auf den Wanderweg runter der via Ubarab bis hinunter nach Pila bei Corino führt.
Auch hier gilt, der alte Säumerweg ist alles durchgehend als anspruchsvoll Trail zu meistern. Jemand ohne gute Bikebeherrschung wird hier wohl verzweifeln. Zu dieser späten Stunde hab ich den Trail für mich alleine.
Alles was für mich Biken interessant macht ist hier dabei. Treppen und Stufen, Bachquerungen, Steilrampen, schmalste Singletrails, dazwischen gibt es sogar einige flowige Abschnitte. Ich geniesse es. Wer nicht bereit ist immer wieder kurz abzusteigen ist hier fehl am Ort.
Bei Corino fahre ich kurz ca. 200 Meter auf der Strasse, bevor Links runter der nächste Trail auf mich wartet. Zuerst als Schotterstrasse dann auf Singletrail wechseln trägt mich dieser Trail bis Cerentino runter. Ich komme wieder am Brunnen von Cerentino auf die Strasse zurück, wo ich mich schon im Aufstieg gekühlt hatte. Auch diesmal leistet mir der Brunnen gute Dienste.
Jetzt folge ich 600 Meter der Strasse bergab, bevor ich unterhalb von Cerentino links von der Strasse abbiege und die alte Strasse runter nach Collinasco fahre. Hier versucht die Natur, langsam aber sicher, sich diese Strecke wieder zurückzuerobern. Dieser Streckeabschnitt wäre übrigens auch im Uphill mit dem Mountainbike problemlos möglich gewesen.
Ab Collinasca fahre ich dann die restliche Strecke der Strasse folgend runter bis Linescio.
Rückblickend muss ich anerkennen das abgeschiedene Bosco Gurin Tal hat mich überrascht und "bikerisch" absolut zufriedengestellt. Meine Erwartungen wurden übertroffen. Ich glaube ich muss bald wieder mal nach Bosco Gurin hoch.
03. Juni 2010
RedOrbiter