ALPEN-BIKE IV |
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Das Abenteuer Alpen mit dem Mountainbike |
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Der „Karnische Grenzkamm“ von Obervierschach (I) nach Nötsch (A) 237,6 km, 7000 Hm Datum: 23. bis 29. Juni 1996 Das unschlagbare Team: Andreas, Gerd, Harry und Reinhard Vorbereitungen: Dieses Jahr haben wir uns eine Tour per Bike durch die Karnischen Alpen von West nach Ost vorgenommen. Charakteristisch für diese Tour ist, daß auf dem Kamm des Gebirges die Grenze zwischen Italien und Österreich verläuft und diese Region zu Zeiten des 1.Weltkrieges heiß umkämpft war. Auf den ersten Blick sollte diese Tour nicht so anstrengend wie die vorangegangen werden, doch dazu später noch. Zunächst einmal kündigte sich ein Schlechtwettereinbruch mit wolkenbruchartigen Regenfällen an. Laut Wetterbericht fielen bis zu 100 l Wasser/qm. Das führte dazu, daß der Plöckenpass auf italienischer Seite wegen Überschwemmungen gesperrt wurde. Der Naßfeldpaß war wegen Stein- und Geröllmassen unpassierbar und sogar der Verkehr nach Slowenien über Udine wurde über den Brenner umgeleitet. Soviel zu den Startbedingungen. All diese Ereignisse werden uns später auf der Tour einholen bzw. deutlich sichtbar werden. |
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1.Tag:
Obervierschach-Innichen-Sexten-Moos-Nemesalphütte-Cra. di Cottrondo-Cra. di Rinfreddo-Dosoledo |
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Fahrdaten: km: 40,3 Hm: 1255 Fahrzeit: 7.30 h.* Æ km/h: 10,26 max. km/h: 54,6 max. H.: 2.040 *incl. Pausen |
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Die Wetteraussichten zum Start der Tour sind ähnlich wie in den Vorjahren. Obligatorische 10 Grad Celsius. In 1800m Höhe -1 Grad Celsius, was will man mehr gegen Ende Juni. Zum Tourenstart neu ist, daß über Nacht Schnee bis auf ca. 1500 m Höhe gefallen ist. Wieder einmal widerlegt der Blick aus dem Fenster die These: „Je weniger Gepäck, desto mehr Spaß“. Denn heute ist wieder die Maximalausrüstung gefragt (Fleece, lange Hose, dicke Handschuhe, GORE-TEX Socken,...). Anstatt mit kühlen Getränken, füllen wir unsere Trinkflaschen mit warmen ISOSTAR - wem´s schmeckt - oder mit heißen Tee. Das erste Stück bis Sexten führt durch Fichtenwälder und einen ausgewaschenen Waldweg stets auf und ab. Wir beginnen leicht zu schwitzen sind aber trotzdem froh über unsere warmen Getränke. Das Team läßt sich vom Wetter nicht die Stimmung vermiesen und erster Applaus wird gespendet, als uns Gerd auf einem schmalen und glitschigen Waldpfad in´s Tal nach Sexten die ersten „Kunststücke“ vorführt. Frei nach dem Motto „Wie überschlage ich mich im Stehen mit einem Fullsuspension und einem 10kg Rucksack auf dem Rücken“. Bis zum späten Vormittag kurbeln wir dann wieder unsere Bikes zur Nemesalphütte (1877m) hoch. Feuchtigkeit und Kälte treiben uns schier in die Hütte. Doch die italienische Küche mit Gnocchi di Formaggio, Ravioli...ist wieder mal „molto buono“. Als wir unsere Fahrt fortsetzen, scheint es immer mehr abzukühlen. Auf dem Weg zur Cra. di Rinfreddo setzt sogar leichter Schneefall ein. Links und rechts von der Piste sind noch Schneereste von den vergangenen Tagen zu sehen. Zunehmend verwandelt sich der Weg in einen morastigen Pfad. Die vielen Weidekühe sorgen außerdem für eine gute Düngung. Eine Mixtur daraus verwandelt Mensch und Material in Schlammfiguren. Den Weg bis nach Dosoledo könnte man dann als „längste Slalomstrecke der Welt durch Kuhfladen“ bezeichnen. Wir trauen uns kaum in die auserwählte Unterkunft. Der Wirt ist jedoch sehr freundlich und gibt uns einen Wasserschlauch zum Reinigen der Räder. Wir verbringen den ersten Abend auf der Tour bei Vino Rosso und Fußball EM vorm Fernseher. |
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2.Tag:
Dosoledo-Candide-Campitello-Rif. Forc. di Zovo-V.dell Oregone-Pso. di Col. di Caneva-Forni Avoltri |
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Fahrdaten: km: 48,5 Hm: 1390 Fahrzeit: 7.48 h.* Æ km/h: 11,88 max. km/h: 66,9 max. H.: 1850 |
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Die Pension „Bellavista“ macht ihrem Name alle Ehre: Klare Sicht am Morgen zu den Sextner Dolomiten mit ihrer höchsten Erhebung Crod. di Toni oder Zwölferkofel (3.094m). Aber man sollte sich von Schönheit nicht allzusehr blenden lassen. Die gestreckte Hand zur Balkontür hinaus läßt den Temperaturtest wieder mal negativ ausfallen. Keine Frage, Fleece und lange Hose sind heute wieder erste Wahl. „Teatime“ ist ebenfalls wieder angesagt. Ein kurzer Blick auf die Rechnung versetzt uns allerdings in Entsetzen: 10.000 Lire für knapp zwei Liter Tee. Eine Kostprobe und wir spucken das Zeug wieder aus. Die müssen wohl für 8.000 Lire Zucker reingeschüttet haben. Die Dörfer hier oben am Berg sind noch sehr urtümlich. Man fährt durch Orte mit alten Heuschobern, sieht ältere Leute beim morgendlichen Plausch oder beobachtet die ruhige Betriebsamkeit. Von Touristenautos und modernen Reisebussen keine Spur. Zunächst geht es recht gemütlich am Hang entlang bis Costalta. Doch dann werden wir wieder daran erinnert, daß wir nicht auf einer Kaffeefahrt für fußkranke Großmütter befinden. Die Piste zieht innerhalb von knapp 3km um über 300 Höhenmeter hinauf zum Rif. Forc. di Zovo. Zu früh für Pasta und Vino. Die nachfolgende Abfahrt erschließt uns den Weg in das sehr schöne Hochtal Valle Visdende. Wir werfen noch kurz einen Blick Richtung Tilliacher Joch und beschließen dann doch einstimmig die Neue Porze Hütte aus dem Programm zu nehmen. Ein Blick zum Massiv des Monte Peralba und den dunkel drohenden Schneewolken darüber erleichert uns die Entscheidung zu einer gemütlichen Mittagpause. Die obligatorische Pasta mit anschließenden Cappuccino oder Espresso erinnert uns sofort wieder daran, warum wir uns auf dieser Bike-Tour hauptsächlich in „Bella Italia“ fortbewegen wollen. Im V. dell Oregone verlangt es schon erfahrenen Bikerspürsinn, um den sehr steilen Anstieg in das vor uns liegende Felsmassiv zu finden. Zunächst jedoch waten und springen wir von Fels zu Fels in dem Bachbett des T. Cordevole, bis wir endlich merken, daß gar kein Weg mehr da ist. Der weggespülte Pfad zwingt uns zu abenteuerlichen Klettereinlagen am Hang des Flußbettes entlang. An Wurzeln und Bäumen ziehen wir uns hoch - man bräuchte halt doch drei Hände für sich und sein Bike - und steigen über loses Gestein und Geröll wieder hinab zum Fluß. Wir sind alle recht ausgelassen und schießen Actionbilder auf Felsblöcken im Flußlauf. Ein helles Klirren wirft uns jedoch wieder in die Wirklichkeit zurück. Andreas´ Halterung für die Sattelstütze verabschiedet sich inmitten der steilen Auffahrt des „Sentiero 137“. All die Sucherei in den mitgenommenen Ersatzteilen bringt uns nicht weiter. Wir können das Sitzrohr nicht reparieren. Unsere Hoffnung beschränkt sich auf die Hütte am Paß oben. Als diese dann auch noch geschlossen hat, erwachen unsere beiden „Technikerfreunde“ Gerd und Reinhard. Sie lassen ihren Spürsinn freien Lauf und suchen nach einer passenden Schraube mit Mutter. Eine nahegelege Parkbank ist dann erste Wahl. Flugs wird dort eine Schraube gelöst. Selbst ein Parkschild und auch ein Bagger in der Nähe sind dem Bastlersinn fast zum Opfer gefallen. Wir schrauben, drehen und halten gegen, bringen aber das schmale Sitzkissen nicht fest. Als es auch noch zu regnen beginnt, beschließen wir, in den nächsten Ort abzufahren. In etwas ungewöhnlicher Haltung - wozu so ein Gepäckträger alles gut sein kann - geht es nun für unseren „Chiefguide“ bergab. Zwei entgegenkommende Motorradfahrer finden diese Haltung sogar cool. Bald hört der Spaß jedoch auf. Der schmale Weg entwickelt sich allmählich zu einer Art „Federgabelteststrecke“, die ohne Sattel eine ganz pikante Sache ist. Endlich erreich wir unser heutiges Quartier in Forni Avoltri, hier können wir eine notdürftige Reparatur vornehmen. Den Abend verbringen wir in der wahrscheinlich einzigen Wirtschaft im Ort. Nach einem hervorragenden Viergängemenü und gutem Rotwein sind die Strapazen des Tages schnell vergessen und wir haben wieder viel Spaß zusammen. |
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3.
Tag:
Forni Avoltri-Collina- Rif. Marinelli-Plöckenpaß-Mauthen-Griminitzen-Gundersheim |
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Fahrdaten: km: 51,4 Hm: 1535 Fahrzeit: 7.41 h.* Æ km/h: 12,92 max. km/h: 73,7 max. H.: 2125 |
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Nachdem wir kleine Wartungsarbeiten an unseren Bikes vorgenommen haben, starten wir Richtung Collina. Die Quecksilbersäule hat sich immer noch nicht nach oben bewegt und wir fragen uns, warum wir überhaupt kurze Klamotten dabei haben. Die ersten 300 Hm ziehen sich auf einem Asphaltband durch recht einsame Bergdörfer bis Collina hoch. Die Straße windet sich meistens nahe am Abgrund entlang und bietet immer wieder tiefe Blick zu dem in der Schlucht verlaufenden Fluß R.Fulin. Kurz nach dem Rif. Tolazzi verwandelt sich die Straße in einen Schotterweg, der zu dem Rif. Marinelli führt. Die steile Auffahrt und der immer dunkler werdene Himmel können uns heute nicht so recht motivieren. Zumal bereits zu Beginn des Schotterstücks eine Tafel auf die geschlossene Hütte hinweist. Immer wieder fegt uns der kalte Wind um die Ohren und sogar bergauf ziehen wir unser mittlerweile „wohlriechendes“ Fleece an. So ab 1800m kommen wir langsam in winterliche Gefilde. Es beginnt leicht zu schneien, die Hänge und auch der Weg sind stellenweise mit Schnee bedeckt. Am Rifugio angekommen wird es erst richtig ungemütlich. Alles ist wie erwartet verschlossen. Wir ziehen uns zu guter Letzt noch GORE-TEX Jacke, Stirnband und lange Handschuhe über. Lustlos beißen wir von unserem heutigen Mittagsmenü (Power-Bar) und schlürfen dazu den, inzwischen eiskalt gewordenen Isostar. Schneller als sonst brechen wir wieder auf und rauschen eine Etage tiefer Richtung Cra. Val di Collina. Jeder von uns wundert sich über unseren „Ironman“ Reinhard, der selbst bei wenigen Grad über Null ohne Handschuhe talwärts donnert. Der Wegabschnitt bis zum Plöckenpass erweist sich dann als kombinierte Fahr- und Tragestrecke. Vor allem der letzte Teil ist über 30% steil und führt durch einen Felsabbruch und ist somit nur mit einem geschulterten Bike überwindbar. Mittlerweile wird auch der Himmel immer schwärzer und es beginnt stärker zu regnen. Am frühen Nachmittag machen wir dann Station im Plöckenhaus, trocknen dort unsere feuchten Klamotten, stillen unsere hungrigen Mägen und sind von der zierlichen, freundlichen italienischen Bedienung begeistert (lt. Auskunft eines Mitgliedes des Teams soll Andreas angeblich ein halbes Vermögen an Trinkgeld hinterlassen haben). Als wir die Wirtschaft verlassen, hat das Schlechtwettergebiet den Grenzkamm völlig im Griff. Strömender Regen und Nebel prägen das Bild. „GORE von Kopf bis Fuß“ ist nun angesagt. Aufgrund des schlechten Wetters können wir uns an diesem geschichtsträchtigen Ort leider wenig umsehen und müssen so auch unsere Route über den Heldenfriedhof schmeißen. Der Regen spült uns nahezu auf der Teerstraße ins österreichische Mauthen. Zunächst einmal suchen wir ein Radgeschäft, um Andreas` Sattel reparieren zu können. Nachdem die neue Sattelstütze montiert ist, legen wir unsere „großen Gänge“ ein und kurbeln die letzten 7km monoton im Dauerregen bis nach Gundersheim. Unsere heutige Übernachtungsstation, der Landhof Lenzhofer, erweist sich als allererste Adresse. Die Fam. Lenzhofer ist sehr freundlich, der Hausherr heizt sofort die Sauna und den Naßbereich (incl. vollem Kühlschrank!) ein, die Zimmer sind sehr schön und auch das Viergängemenü am Abend bringen uns wieder in eine (sehr) ausgelassene Stimmung. Nach ein paar Bierchen und Rotwein schreiben und malen wir Karten an unsere Freunde zu Hause und schwärmen von der Gailtalerin: Hossa,hossa... Nachdem das Wetter am Folgetag gleichermaßen schlecht ist und der Regen nicht nachzulassen scheint, fällt es uns nicht schwer noch einen Tag hier zu bleiben. Wir genießen das tolle Frühstücksbüffet (ob mit oder ohne Aspirin), schauen nochmal in der Sauna vorbei und besuchen das Kriegsmuseum in Kötschach-Mauthen und informieren uns über das damalige Kampfgebiet von 1915 bis 1917. Besonders heiß umkämpft war dabei der Plöckenpass. Heute hat sich eine Organisation mit dem Namen „Dolomiten-freunde“zur Aufgabe gemacht, den Höhenweg zu erhalten und viele Schauplätze von damals wiederherzustellen. |
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4.
Tag: Gundersheim-Goderschach-Stranig-Straniger Alm-Pontebba-Naßfeldpaß |
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Fahrdaten: km: 49 Hm: 2170 Fahrzeit: 7.57 h.* Æ km/h: 10,7 max. km/h: 64 max. H.: 1540 |
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Gut ausgeruht haben wir uns heute eine Marathonrunde vorgenommen. Zunächst wollen wir den Karnischen Gebirgszug von Nord nach Süd überqueren, um uns dann von Pontebba wieder bis zum Scheitelpunkt hochzuarbeiten. Die netten Wirtsleute Lenzhofer geben uns noch Tips, wie wir am besten zur Straniger Alm hochfinden, bewundern unsere Bikes und nehmen Abschied von uns. Das schlechte Wetter der vergangenen Tage hat vor allem Andreas zugesetzt. Auf dem schattigen Waldweg bis zur Straninger Alm hat er mit Fieber zu kämpfen. Der selbstgemachte Käse auf der Alm und heißer Tee bringen Andreas und den Rest der Mannschaft jedoch wieder zur Topform zurück. Der Tip der freundlichen Sennerin, wie wir den Weg über die Grenze am Kamm finden, erweist sich noch als sehr nützlich, da weder ein Weg noch Markierungen zu finden sind. Das Gebiet hier oben scheint recht einsam. Außer ein paar weidenden Kühen treffen wir auch auf diesem Streckenabschnitt keine Menschenseele. Nach kurzer Schiebestrecke durch das Gelände kommen wir auf eine ziemlich verfallene Straße, die durch das Val Pontebbana führt. Wir können uns allerdings nicht vorstellen, daß hier noch Autos verkehren. Der Belag ist von Frost und Unwettern aufgeworfen und mit tiefen Furchen durchzogen, an den seitlichen Hängen türmen sich gewaltige Blockmeere auf, die die Straße immer wieder mit großen Gesteinsbrocken versorgen. Wir genießen den 16km Downhill mit weitem Blick bis zum Talende Richtung Pontebba. Die letzten Kilometer der Straße sind überdeutlich vom Unwetter der vergangenen Tage gekennzeichnet. Vom Teer ist nichts mehr zu erkennen. Der Belag ist mit braunem Lehm überzogen, Geröll liegt überall herum und Schlamm spritzt uns um Nase und Gesicht. Als wir mittags in Pontebba ankommen, haben wir wieder unsere Lieblingsfarbe „braun“ angenommen. Das hält uns aber nicht davon ab, unserer erstes Eis in einer nahegelegenen Bar zu genießen. Erstmals erlauben es die Temparaturen einen wärmenden Platz in der Sonne einzunehmen. Um auf die österreichische Seite des Karnischen Grenzkammes zu gelangen, müssen wir auf der Straße wieder über 1000Hm hoch zum Naßfeldpass. An diesem Tag ist erstaunlich wenig Verkehr und wir ahnen schon, daß der Paß nach dem Unwetter und den Regenfällen weiterhin gesperrt ist. Unsere Vermutung bestätigt sich bald, als uns ein Arbeiter vom Aufräumkommando nicht weiterziehen läßt. Vielmehr gibt er uns zu verstehen, daß wir ca. 2 Std. warten sollen, bis die Aufräumarbeiten für heute beendet sind. Vor allem Andreas ist darüber sehr erregt und springt herum wie Mick Jagger in seinen besten Zeiten. Wahrscheinlich ist auch der Arbeiter ein Fan von Mick, weil er uns plötzlich gewähren läßt. Nach einigen Kehren und Höhenmetern sehen wir schon die Auswirkungen des Unwetters. Ein Tunnel ist völlig verschüttet und mannshohe Gesteinbrocken liegen quer über die Straße verstreut. Die wirkliche Gefahr, hier weiterzufahren bzw. zu schieben wird uns allen erst bewußt, als sich weitere Steine aufgrund der Arbeiten lösen und nur wenige Zentimeter hinter mir auf die Straße stürzen. Mit weichen Knien geht es weiter. Da die Straße auf der italienischen Seite komplett und auf der österreichischen ab Paßhöhe gesperrt ist, können wir in Ruhe und ohne Autoverkehr bis zur Paßhöhe hochziehen. Zwischendurch steige ich immer wieder mal ab und schiebe das Rad, weil mein Hinterteil heute besonders empfindlich zu sein scheint. Am Naßfeldpaß holt uns dann der Bustourismus und die sog. Zivilisation ein. Bevor wir einen Weg in das Hotel finden, säumen unzählige „Rotkarierte“ den Eingang und haben es besonders eilig um vom Bus an´s Büffet zu kommen. Wir setzen uns auf die Terrasse, genießen die letzten Sonnenstrahlen und löschen zunächst einmal unseren Durst bei ein, zwei, kühlen Hellen. |
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5.
Tag: Naßfeldpaß-Garnitzen Alm-Egger Alm-Poludniger Alm-Koutschitz Alm-Vorderberg-Nötsch |
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Fahrdaten: km: 48,4 Hm: 650 Fahrzeit: 8.19 h.* Æ km/h: 10,2 max. km/h: 75 max. H.: 1670 |
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Der letzte Tourentag bringt all das zutage, was das Unwetter die vergangene Woche angerichtet hat und könnte von unserer Seite unter die Kategorie „Cliffhanger“ eingereiht werden. Vom Naßfeldpaß folgen wir heute dem Karnischen Höhenweg bis zur Egger Alm. Laut Karte sind es nur runde 400 Höhenmeter, allerdings sind diese kaum fahrbar. Stets führt der meist schmale Pfad am Fels entlang. Stellenweise sind wieder kleine Schluchten zu überwinden, da der Trialpfad weggespült wurde. Diese Kletterpartien erweisen sich als sehr zeit- und kraftaufwendig. Die Abbrüche sind teils so tief, daß auch mal die Bikes runtergeworfen werden müssen. Nur durch echtes Teamwork, indem Gepäck und Räder rauf- und runtergereicht werden, sind diese Hindernisse gut zu überwinden. Die Anstrengungen zeichnen sich langsam in unseren Gesichtern ab und wir sind alle froh, am frühen Nachmittag endlich die Egger Alm zu erreichen. Frischer Almkäse und Speck bringen uns Kraft und Motivation für die Weiterfahrt. Der Wirt ist recht gesellig und erzählt uns Geschichten aus der Kriegszeit, als noch Waren von Italien über die grüne Grenze geschmuggelt wurden. Wir berichten ihm, wie beschwerlich der Weg bis hierher war. Im gleichen Atemzug sagt er uns, das solche Unwetter so ca. alle 30 Jahre stattfinden. Die jüngsten Verwüstungen bezeichnet er allerdings als „Naturkatastrophe des Jahrhunderts“. Angesichts dieser Tatsache empfiehlt er uns den Wanderweg über die Poludniger Alm zu nehmen, da auf der ursprünglich geplanten Route durch den Kesselwaldgraben alles weggerissen sein soll. Dazu müssen wir unsere letzten Kräfte mobilisieren und nochmals eine Steigung hoch zur Alm überwinden. Doch schon kurz danach fragen wir uns, ob uns der Wirt nicht leiden konnte: Die Strecke erweist sich als reinster Kampf gegen die Naturgewalten. Wir sehen live wie stark Wassergewalt, Geröll und Steine die Landschaft verändern können. Aus Forststraßen sind Bachbette geworden, dort wo sich früher einmal Forststraßen gegabelt oder gekreuzt haben schaut es aus wie nach einem Bombenangriff. Nahezu hinter jeder Wegbiegung liegen umgestürzte Bäume, Schlamm- und Geröllmassen. Klettern, Steigen und Springen anstatt Fahren ist wiederum angesagt. Die Angelegenheit wird noch erschwert, weil aufgrund der Verwüstungen der Weg kaum mehr erkennbar ist. Sollte fahren möglich sein, erfordert es höchste Konzentration. Irgendwann werden auch mir die ausgespülten Wege, tiefen Furchen und losen Steine zum Verhängnis. Mein Vorderrad vergräbt sich im tiefen Schotter, Mann und Rad überschlagen sich. Der Sturz führt lediglich zu Materialschäden. Die versierten Technikerhändchen von Reinhard können glücklicherweise den Schlag am Hinterrad notdürftig beheben. Die letzte große Prüfung wartet danach am Vorderberger Wildbach auf uns. Straße und Brücke mit Stahlträger sind komplett weggespült. Ein ca. 50m breites Flußbett muß ohne technische Hilfe überquert werden. Wir steigen zunächst im Wald zum Wildbach ab, werfen dann größere Gesteinbrocken ins Wasser, um einen Übergang zu ermöglich, dabei stützen wir uns auf den Rädern im Fluß ab. Noch abenteuerlicher wird es, als uns ein Nebenarm des reißenden Flusses den Weg auf die andere Seite des Tales völlig versperrt. Hier hilft nur noch ein beherzter Sprung - allen voran Andreas- und das Hinaufziehen an Gestrüpp und Wurzeln. Flugs ist auch schon eine Kette gebildet und die Räder fliegen nach. Nach dieser schweißtreibenden Aktion stoppen die völlig verdreckten Bikes und Biker an der Koutschitz Alm und genehmigen uns zunächst einmal ein „Helles“. Ein paar Einheimische fragen uns wo wir herkommen und schauen uns völlig ungläubig an, als wir die Egger Alm nennen. Eine völlig „abgedrehte“ Touristin fragt uns dann zu guter Letzt, ob man wohl mit dem Auto da hinaufkäme? Wir schauen uns nur schmunzelnd an. Der Weg bis nach Vorderberg bietet dann noch mal purem Downhillgenuß. Andreas - begünstigt durch die Schwerkraft - nutzt die Gelegenheit zum Erreichen der Tourenmaximalgeschwindigkeit und Reinhard - endlich wieder auf heißgeliebtem Asphalt - überholt alles, was vier Räder hat. Unten angekommen muß Andreas allerdings „Gummi lassen“. Jeder wartet nun bis Andreas den wahrscheinlich „längsten Pariser der Welt“ aus dem Rucksack holt. Die restlichen Kilometer der Tour legen wir auf der Straße nach Nötsch zurück. Durch geschicktes Windschattenfahren erreichen wir auf dem letzten Streckenabschnitt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30km/h. Für den ganzen Weg mit dem Auto zurück nach Innichen ist es zu spät geworden, so beschließen wir und unsere Mägen noch einmal bei der Gailtalerin vorbeizuschauen. Selbst die vielen Unwidrigkeiten des Wetters, die Kälte und auch Materialverluste konnten uns wieder einmal nicht davon abhalten, eine der schönsten Wochen des Jahres zusammen in den Bergen zu verbringen und wieder einmal hat sich unser Team bewährt! Stolz darauf und glücklich es geschafft zu haben, freut sich jeder schon auf das nächste.... „Abenteuer Alpen“ |
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