Am 09.06.93 geht's nach Eben zur:
Alpenhauptkammüberquerung
 
Alpenhauptkammüberquerung Transalp AlpenX Alpencross

Info's rund um die Tour:

Zwischen dem Salzburger Land und Kärnten erhebt sich eine riesige, über hundert Kilometer lange Felsenbastion: die Hohen Tauern mit dem 3797 Meter hohen Großglockner. Ein natürlicher Sperriegel, der Klima, Flüsse und lange Zeit auch Völker schied. In den Tauern ist der Alpenhauptkamm nur an einer Stelle relativ leicht zu überwinden, das erkannten schon die alten Römer: an der Nahtstelle zwischen den Hohen und den Niederen Tauern. Vor über 2000 Jahren ließen die alten Römer dort eine wichtige Römerstraße bauen, die den Mittelmeerraum mit dem Zentrum Europas verband. Reste davon existieren noch heute.

Jetzt erobern wir den "Römertreck": Nebenstraßen, Schotterwege und Saumpfade führen uns vom Salzburger Land über die Tauern zum Millstädter See nach Kärnten. Mit unseren Stollengäulen, genügend WS (=Wadelstärken) und dem frohen Mut, daß uns auch Pannen (und die kommen bestimmt und zu Hauf) nicht aus dem Sattel werfen, treten wir in die Fußstapfen der alten Römer und bezwingen die Berge und den Almrausch!

Das Team:

Reinhard aus Erlangen auf SCOTT, Gerd aus Arzberg auf WHEELER, Andreas aus Nürnberg auf FUCHS.

(Dazu gesellten sich am Abend des ersten Tages Stefan aus Nürnberg auch auf FUCHS (ach wie selten!) und Andreas aus Erlangen auf HEAVY-TOOLS

Empfohlenes Gepäck:

2 Paar Rad-/Berg-/Sportschuhe mit festem Profil, einen Rucksack mit ca 25-30l Volumen (Gepäck für 3 volle Tage!), 2  kurze Radhosen und 1e lange Radhose, 1e lange  wasserabweisende Hose, 1 Satz Skiunterwäsche (gegen Kälte), 1 Fleecepulli/jacke (alternativ dickes Sweat-Shirt), wenn vorhanden 1e Regenkombi, Radhandschuhe kurz und lang, genügend Socken zum Wechseln bei Nässe, 3 Plastiktüten und 2 Einweckgummis, Trinkflasche und Alpendollars, Badehose, Sonnencreme, ein kleines Handtuch und ein sehr spärliches Waschset, Kraftnahrung , Vitamine und Isostar und natürlich: HELM!!         .....für nach dem Biken 1e Hose und ein Shirt.

Und damit der Rucksack richtig voll ist

Kartenmaterial und Unterkunftslisten; Werkzeug und Ersatzteile; "Erste Hilfe" -Set; Kamera und Filme

  Streckenbeschreibung:
Ankunft:    Wir fahren mit zwei Autos bis Eben/Dürmoser. Dort werden alle Räder ausgeladen und wir fahren mit den Autos durch den Tauertunnel (Maut!) bis Seeboden. Dort bleibt ein Auto stehen. Ein Auto bringt uns wieder zur Dürmoser zurück. Das ist zwar etwas kompliziert, ermöglicht uns aber die freie Wahl, wenn wir in Seeboden ankommen, wo wir den letzten Tag verbringen.
1. Tag:    Dürmoser  940m - Eben 860m - Altenmarkt 842m - Weißenhof 860m - Seitenalm 1120m - Forstau 925m - Vögei-Alm 1380m - Oberhüttensattel 1886m - Ulnhütte 1350m - Mariapfarr 1075m - Mitterberg 1358m - Alpengasthof Friml 1245m. Wenn möglich übernachten wir dort. Falls alle Zimmer besetzt gehts ab ins Tal in den nächsten Ort. Dort suchen wir dann ein Quartier. 
 

Bergauf ca.: 1.530 hm            Bergab ca.: 1.230 hm          Strecke ca.: 58 km

2. Tag:  Alpengasthof Friml 1245m - St. Margarethen 1064m - Neue Bonner Hütte 1713m - Rennweg/St. Peter 1226m - Torscharte 2106m - Ecken 1848m - Frido-Kordon-Hütte 1649m - Drehbachtalüberquerung 1274m - Heitzelsberg 1080m - Eisentratten 807 m. Dort übernachten wir. 
  Bergauf ca.: 1.620 hm   Bergab ca.:2.040 hm   Strecke ca.: 55 km
3. Tag:     Eisentratten 807m - Innernöring 1106m - Nöringsattel 1670m - (Planung: Millstädter Törl 1905m - Millstädter Hütte 1875 m - Schwaiger Hütte 1625m - Tschierweger Alm 1400m - Millstadt 611m)Kaning-Dorf 1023m - Radenthein 746m - Dobriach 600m. Bootsfahrt auf dem Millstädter See bis Seeboden (Bikebeförderung gratis) und mit dem Auto nach Eben zürück. 
  Bergauf ca.: 910 hm    Bergab ca.: 1.110 hm    Strecke ca.:38 km
Gesamt Bergauf:  ca. 4.060 hm        
Gesamt Bergab:   ca. 4.380 hm                   
Gesamtstrecke:    ca. 151 km
 
"Oberrohr- und Speichenbruch"

 

Streckentagebuch:

1. Tag:  
10.06.1993, 7.00 Uhr
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Dürmoser-Time, von wegen um Sieben ist die Welt noch in Ordnung. Schon längst (wie immer gut) gefrühstückt, der letzte Bike-Check, irgendwas um die 9 Kilo auf den Buckel geschnallt und kurze Zeit später geht´s los. Was uns erwartet wissen wir nicht. Es ist der erste Trip dieser Art für jeden von uns.

In Altenmarkt treffen wir bei herrlichem Wetter auf die „Römerstraße“, die noch nicht verrät was in ihr steckt. Noch ist es eine Straße doch wenn man den Karten Glauben schenkt wird daraus in den nächsten Tagen Weg, Pfad, Steine, Fels und so weiter...

Der erste Anstieg erwartet uns nach Radstadt. Die Asphaltstraße nach Forstau ist der „Warmmacher“ und schon sichten wir andere Bike-Gruppen. Ist doch klar, die Tour wurde in BIKE beschrieben und dieses lange Wochenende lädt zu solchen Touren ein. Nach Forstau führt uns ein sanft ansteigender Forstweg zur Vögei-Alm. Der Wirt begrüßt uns mit Nummer 73 bis 75. Wir sind wohl wirklich nicht die Ersten. Von wegen Einsamkeit am Berg.

Nach der wohlverdienten Brotzeit folgen wir dem steilen Karrenweg bergauf zur Oberhüttenalm. Über 20% Steigung zwingen uns langsam in die Knie, besser zum Schieben. Acht Zähne Untersetzung reichen eben für uns Schreibtischtäter nicht aus. Die Kerndlgfutterten überholen uns während wir das erste Schneefeld sichten und uns eine Schneeballschlacht gönnen.

Gegen Mittag ist der erste Höhepunkt der Tour in Sicht. Der Alpenhauptkamm. Trotz guten Wetters empfängt uns ein eisiger Wind am Oberhüttensattel. Mit 1886 hm zwar nicht der höchste Punkt der Tour aber ein tolles Gefühl ist es schon - den Alpenhauptkamm mit dem Bike zu überqueren.

Die Gänsehaut kommt nicht nur vom kalten Wind, die Mühen sind vergessen, das Bild im Kasten und der Abstieg kann beginnen. Hier oben sind die ersten Höhenmeter hinab schlichtweg unbefahrbar. Also tragen und schieben. Doch schon bald versöhnt uns ein schöner Downhill und die gute Vesper auf der Ulnhütte.

Jetzt ist es auch mit dem guten Wetter erstmals vorbei. In der Regenkluft geht´s weiter bergab. An Ausflügler, Sonntagsfahrern und Kopfschüttlern vorbei. Sind halt doch ein paar Biker zuviel unterwegs.

 

Einige Kilometer Windschattenfahren auf der Straße, ein 350hm-Bergrücken, der so kurz vor Schluß noch mal die Power verlangt, die man eigentlich gar nicht mehr übrig hat und wir stellen fest: „Haben wir uns doch gleich gedacht.“ - der Alpengasthof Friml ist total überfüllt. Vor und in der Garage stehen über hunderttausend Mark Fahrradmaterial .....und FUCHS trifft FUCHS.

Die logische Konsequenz: beim Downhill ins Tal sind wir zu Fünft.

Andreas und Stefan sorgen für viel Spaß und eine lange Nacht im Kirchenwirt.

 

2. Tag:  
11.06.93, 9.00 Uhr
und wir sind die Ersten, die ihre müden Knochen in Bewegung setzen. Bis spät in die Nacht hat sich der Kirchenwirt noch mit kleinen Grüppchen gefüllt.  Und anscheinend haben die kleinen „Pilsken“ bei ungeübten Trinkern dafür gesorgt, daß nicht nur die Bikes noch schlafen.

Andreas und Stefan sind von unserer Routenvariante begeistert und schließen sich uns an. Die ersten Kilometer geht es noch recht flott, doch hinter St. Margarethen knallt der Römersteig zur neuen Bonner Hütte den Berg hoch, daß uns Höhren und Sehen vergeht. oder besser gesagt Schieben und Tragen. Der Römersteig macht seinem Namen eben doch alle Ehre. Immer wieder zwingen uns Wurzeln und Stufen aus den Sätteln. Andreas fährt aber auch hier mit 10er-Untersetzung und seiner Triathlon-Power, Passagen, die eigentlich nicht fahrbar sind.

Kurz vor der Bonner-Hütte, nach Isostar, Salamibrot und Ballasto verlassen wir die BIKE-Route und testen die 70km/h-Downhill-Marke bis Rennweg. Hier gibt´s endlich Vesper und einen Weg, den es eigentlich gar nicht gibt: die Torscharte! Von „da hat´s wohl schon die Möglichkeit rüberzukommen“ bis „da gibt´s kein Weg für´s Rad - nur zum Bergsteign“ sind Auskünfte, die uns fast Mut machen können.

Jetz folgen die Stunden der Wahrheit. Über 20% Steigung gemixt mit Bullenhitze, schlechtem Untergrund und einigen Durchhängern - doch irgenwann haben wir es dann eben doch geschafft.

Glücklich und total erschöpft haben wir unseren inneren Schweinehund besiegt und stehen gemeinsam an der Torscharte, 2105 Meter hoch und eigentlich nix zum Radfahren.

Tolle Aussicht, eindrucksvolle Stimmung. Ein Gewitter an der Bergflanke ein paar Kilometer vor uns sorgt dafür. Jetzt nur keine Zeit verlieren. Wir werden für alle Mühen entlohnt. Ein phantastischer Downhill, der uns ein für´s andere Mal mit der Zunge schnalzen läßt. Vom Karrenpfad über den Traktorenweg. Von den Waschbrett-Serpentinen auf dem Forstweg bis zu den langgezogenen Kehren auf der Asphaltstraße. Vom Wanderweg bis zum ultrasteilen Hohlweg mit 90°-Kurve und Wildbachschlucht-Aussicht, besser zu fahren als zu laufen weil zu steil.


Irgenwie ein Wunder, daß keiner danach seine Knochen sortieren mußte.

Unterwegs noch in die berüchtigte Frido-Kondom-Hütte abgestiegen finden wir in Eisentratten fünf Betten und genügend zu Essen. Haben es uns auch verdient - ist einhellig die Meinung.

3. Tag:  
12.06.93, 7.30 Uhr
.
Eine grausame Nacht liegt hinter uns. Gröhlende Motorbiker, die tagsüber keine Kondition brauchen weil Pferdestärken haben, setzten unseren Schlaf und beinahe auch unsere Zimmertür schachmatt. Die Rache folgt um kurz vor Acht. Keine Zimmertür ausgelassen „schlagen“ wir uns zum Frühstück. Ein kurzer Blick über den prall gefüllten Teller hinaus verrät nichts Gutes: dicke Regentropfen prasseln aus den dunkeln Gewitterwolken gegen die Fensterscheiben. Die Sprüche „Ein Gewitter ist schnell vorbei“ oder „Schau mal, da oben reißt´s auf“ motivieren nur ein Brötchen lang.

Doch um kurz vor Neun sieht man wieder das Blinken in den Augen. Die ersten Schatten auf der Straße verraten die Sonne. Die Biker-Herzen schlagen wieder Höhenmeterhoch. Nöringsattel und Millstätter Törl stehen auf dem Programm. Auf den ersten 800 Höhenmeter schrauben wir uns auf dem breiten Forstweg in einer, für uns ungeheuren Geschwingigkeit dem Nöringsattel entgegen. Die Sonne hat sich nun entgültig abgemeldet und der immer stärker werdende Regen läßt uns nur noch schneller werden. Auf dem Sattel ist der Ofen aus. Es schüttet in Strömen. Unter dem Vordach einer verschlossenen Jagdhütte messen wir 5°Celsius und treffen eine Biker-Gruppe aus Hessen. Verpackt in warmer regenfester Kleidung, Reinhard lacht über meine Müllsachschuhe, schütteln wir den Kopf über die Kopf- und Kleidungslosen, die unbedingt auf´s Millstätter Törl weiterfahren „müssen“. Gewitter am Berg, baumlose Zone und hirnlose Biker. Neun Kilo auf dem Buckel und genügend Hirn im Kopf zahlen sich eben doch irgenwann aus.

Wir sind uns einig. Vergnügen und Vernunft gehen vor. Dick verpackt ändern wir die Route und rauschen ins Tal. Am Millstätter See begrüßt uns kurz die Sonne und ein Ausflugsdampfer, der unsere Drahtesel mitnimmt. Mit dem ersten Schritt auf den Dampfer werden wir vom nächsten Gewitter und staunenden Ausflüglern unter Deck getrieben. Hier sitzen wir beim Weißbier und sind ausgelassen und glücklich.

Tolle Tour, klasse Team und ein Erlebnis, daß keiner mehr missen möchte.

 Nächstes Jahr wieder eine Tour ...

 nie was and´res vorgehabt ... ist doch klar.

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